Gestern waren meine Tochter und ich in Wolfsburg und haben uns das Vorrundenspiel der Frauenfußball WM 2011 Schweden - USA angesehen. Das war was! Neben dem tatsächlich erspielten erhofften Ergebnis, mit dem nun außer den zahlreichen schwedischen Fans niemand gerechnet hat, war es einfach ein großartiges Erlebnis bei unerwarteterweise recht schönem und warmem Wetter.
Dazu sollte ich vielleicht anmerken, dass wir so gut wie nie zu irgendwelchen sportlichen Großveranstaltungen gehen. Sowas ist im Fernsehen einfach besser zu sehen. Aber eine WM in der Nachbarschaft gibt's nun mal nicht allzu häufig, also sind wir uns die zukünftigen Weltmeisterinnen - so dachte ich beim Ticketkauf über die USA - anschauen gefahren.
Einen Tag vorher haben die deutschen Frauen ein herausragendes Spiel gegen Frankreich abgeliefert und die Stimmung im Mönchengladbacher Stadion war ebenfalls erstklassig. Leider war die Verkehrssituation dort eine einzige Katastrophe: Ein Jahr Vorbereitung und dann sowas! Ganz schön peinlich...
Nunja, da die Tickets erfreulicherweise auch für die Nahverkehrsverbünde, in denen die Stadien liegen, gelten sind wir bis an den Rand des VRB mit dem Auto gefahren und dann mit dem Zug weiter nach Wolfsburg. Während der Fahrt ergaben sich Plaudereien mit Amerikanern und deutschen Fußballfans, alles sehr friedlich und in freudiger Erwartung.
Wolfsburg selbst glänzt um den Hauptbahnhof ja vor allem mit einem: Einem großen Autohersteller. Längs der Aller nur VW. Wenn die mal pleite gehen...
Direkt am Bahnhof stand ein Großraum-Übertragungswagen von ESPN. Ein unglaublich riesiger Truck mit der ganzen Sendetechnik:
Gegen 18.00 Uhr waren wir dann am Stadion, staunten nicht schlecht über den ganzen Bau und die Trainigsmöglichkeiten der Profis - im besonderen über den Mount Magath - und haben uns ein wenig an den Aktivitäten rund ums Stadion beteiligt.
Das Spiel selber war dann nicht sehr hochklassig. Die USA haben es nicht vermocht die beiden Gegentore der ersten Halbzeit - ein zu recht gegebener Foulelfmeter und ein abgefälschter Freistoß - zu verdauen und waren recht lange völlig ratlos wie sie gegen die sehr starke und disziplinierte schwedische Defensive vorgehen sollten. Am Strafraum war meist Schluss mit lustig.
Der Anschlusstreffer für die USA fiel nach einer Ecke und danach wurde es tatsächlich noch einmal spannend, denn die Schwedinnen schienen schon ein wenig zu sicher und auch müde, so dass die USA nochmal 20 Minuten alles versuchte. Ohne Erfolg, Schweden hat sensationell mit 2:1 gewonnen. Gegen Ende des Spiels haben die bis dahin sehr guten Schiedsrichterinnen das Spiel leider ein paar Fehler gemacht, darunter die Aberkennung des 3:1 für Schweden. Verehrte Damen, das war kein Abseits! Aber meine Güte, spielentscheidend war das nicht und es sollte vor allem nicht die Wahrnehmung der guten Leistung der 3 Damen in Rot schmälern! Wenn ich mir im Nachhinein überlege, wie die ganzen Amis im Stadion wegen des Elfmeters über die Schiedsrichterin geschimpft haben und wie sie zuhause beim Ansehen der Fernsehbilder zu Kreuze kirechen mussten, ist es vielleicht besser für alle die Klappe nicht allzu weit aufzureißen. Fehler passieren nunmal, auch wenn es schon krass ist, wenn bei der Fußball-WM Handball gespielt wird und der Schiri nix merkt, wie beim Spiel Australien - Äquatorialguinea geschehen. Aber auch da: Wat soll's. Die Australierinnen haben auch so gewonnen
Erfreulicherweise hatten die Organisatoren in Wolfsburg alles im Griff. Soweit wir das beurteilen konnten kam es weder zu irgendwelchen Polizeieinsätzen noch zu größeren Verkehrsbehinderungen. Lediglich die Züge waren gesteckt voll mit friedlichen und freundlichen Fußballfans.
Alles in allem war das ein sehr anstrengender Tag, wir waren 10 Stunden unterwegs. Aber wenn ich für Samstag - das Viertelfinale Deutschland gegen Japan - Karten bekäme, dann führe ich sofort wieder hin. Und meine Tochter käme begeistert mit!
Ach ja, vielleicht noch ein Wort zu der Stimmung im Stadion: Das Fernsehen bildet da ganz und gar nicht die Tatsachen ab, die Ton-Ings leisten ganze Arbeit um so etwas wie Atmosphäre beim TV-Bild aufkommen zu lassen. Im Stadion war es dagegen gestern zeitweise gespenstig ruhig. Da kickten 22 Damen energisch herum und 23000 haben still zugeschaut. Und eine vernünftige La Ola kam dann dank eines eisern sitzenbleibenden amerikanischen Blocks auch nicht zustande. Schade.
Tja, und Weltmeisterinnen werden - na? Die USA im Finale gegen Deutschland mit 3:2.